Teilweiser Rückbau der Schützenhalle?

Vorhelmer unter Zugzwang

Teilweiser Rückbau der Schützenhalle?

Von Christian Wolff
Vorhelm – Vor mehr als 40 Jahren wurde die Festhalle der Vorhelmer Schützen im Nachtkamp auf beiden Längsseiten erweitert. Nun stellt sich nach einer Kontrolle heraus: Diese Erweiterung hätte es gar nicht geben dürfen, denn offenbar steht das Gebäude damit zumindest teilweise im Sperrbereich über einer Gasleitung mit 60 Zentimetern Durchmesser, die um 1965 in rund einem Meter Tiefe verlegt worden ist. Der Versorger, Nachfolger der früheren Ruhrgas-AG, fordert nun den Rückbau der Anbauten – spätestens bis zum nächsten Schützenfest. Das sorgt für Diskussionen.
Die Schützenhalle auf dem Festplatz im Nachtkamp muss wahrscheinlich zurückgebaut werden – zumindest in Teilen. Mit dieser Nachricht überraschte der Vorstand des Allgemeinen Schützenvereins Vorhelm am Freitagabend seine Mitglieder bei der Versammlung, die aufgrund der Schließung des Gasthauses Pelmke diesmal im Saal Witte abgehalten wurde.

„Uns hat das Ganze ebenso kalt erwischt wie Euch“, gestand der Vorsitzende Friedrich Eilert und blickte in Schlaglichtern auf die Entstehungsgeschichte der Anlage. Demnach sei im Jahr 1960 das erste Schützenfest im Nachtkamp gefeiert worden. Möglich gemacht habe dies der Eigentümer Georg Graf Droste zu Vischering, dessen Nachfahren die Fläche bis heute im Besitz haben. 1962 sei der mittlere Teil der Schützenhalle aus Balken der früheren Wirtschaftsgebäude von Haus Vorhelm errichtet worden. „Um 1965 erwarb die damalige Ruhrgas-AG das Nießbrauchsrecht für die Verlegung einer Gasleitung mit 60 Zentimetern Durchmesser und 100 Bar Maximaldruck“, so Eilert. „1974 wurde die Halle auf beiden Seiten um etwa fünf Meter erweitert.“

Die damals selbstständige Gemeinde Vorhelm erteilte für die Erweiterung auch eine Baugenehmigung, da besagte Leitung auf ihren Plänen schnurgerade über den Nachtkamp führt und damit von möglichen Abstandsflächen nicht tangiert wurde. Bei einer neuerlichen Kontrolle des Versorgers stellte sich jedoch heraus, dass die Gasleitung mitten auf dem Platz einen deutlichen Knick macht. Die Schützen vermuten, dass eine stattliche Eiche dafür verantwortlich war, deren Wurzeln beim Bau umgangen wurden.Ein gelbes Maßband zeigte beim Ortstermin den Verlauf der Gasleitung. Foto: privat


Interview mit Open-Grid-Sprecher
Teil der Kosten wird übernommen

Vorhelm – Die Open Grid GmbH, Betreiber der Ferngasleitung unter dem Vorhelmer Schützenplatz, will sich am Teilrückbau der Festhalle beteiligen.

Von Christian Wolff

Der geforderte Rückbau eines Teils der Schützenhalle auf dem Festplatz im Nachtkamp wird in Vorhelm heiß diskutiert. Die Nachfolgerin der Ruhrgas AG, die Open Grid Europe GmbH mit Sitz in Essen, hatte dem Allgemeinen Schützenverein vor kurzem nach einem Ortstermin mitgeteilt, dass die Holzkonstruktion teilweise über einer um 1965 verlegten Ferngasleitung steht, die in etwa einem Meter Tiefe unterhalb des Platzes verläuft (wir berichteten). „AZ“-Redakteur Christian Wolff hat darüber mit Helmut Roloff, zuständig für Kommunikation und Pressearbeit bei Open Grid, gesprochen.

Wie kam es, dass es in den vergangenen vier Jahrzehnten nicht aufgefallen ist, dass ein Teil der Leitung unterhalb der Schützenhalle verläuft?

Roloff: Wir inspizieren unsere Leitungen regelmäßig, ermitteln aber nicht bei jeder dieser Inspektionen die Lage auf den Meter genau. Die Lage der Leitung wurde allerdings kürzlich bei einer Inspektion mit der Karte kontrolliert und dabei wurde festgestellt, dass die Festhalle mit einem Anbau auf dem Schutzstreifen steht, der nicht bebaut werden darf. Wenn Sie in der Nähe einer Ferngasleitung bauen möchten, ist immer der Leitungsnetzbetreiber nach der genauen Lage der Leitung zu befragen. Im Bedarfsfalle werden Leitungsverlauf und Schutzstreifen durch Pflöcke kenntlichgemacht.

War oder sind mögliche Gefahren mit der Lage der Leitung und der Nutzung des Geländes als Festplatz verbunden?

Roloff: Nein, es waren und sind keine Gefahren mit der Lage der Leitung verbunden. Wir kontrollieren unsere Leitungen regelmäßig, zum Beispiel durch Begehen, Befahren und Befliegen. Daneben prüfen wir die Integrität der Leitung ebenfalls durch sogenannte Molchungen, bei denen ein Inspektionsgerät mit dem Gasstrom durch die Leitung fährt und den Zustand aufnimmt. Des Weiteren geben wir einen Schwachstrom auf die Leitung, einen sogenannten kathodischen Korrosionsschutz, der uns schadhafte Stellen – wie Rost – signalisiert. All diese durchgeführten regelmäßigen Inspektionen haben keine Auffälligkeiten angezeigt.

Sind Ihnen vergleichbare Fälle aus der Vergangenheit bekannt?

Roloff: Nein, uns sind keine solchen Fälle bekannt. Illegale Bautätigkeiten im Schutzstreifen können wir im Rahmen unserer Befliegungen erkennen und sofort unterbinden.

Stimmt es, dass Ihr Unternehmen die Finanzierung des geplanten Teilrückbaus übernehmen würde?

Roloff: Ja, wir werden einen Kostenanteil übernehmen und ein weiterer Teil wird durch Eigenleistung des Vorhelmer Schützenvereins erbracht.

 

Teilweiser Rückbau der Schützenhalle?

by gkeily time to read: 3 min
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