In einem fernen, fernen Königreich – nennen wir es mal Allgemeiner Schützenverein Vorhelm e.V. – trafen sich Jahr für Jahr die gesamten Bürger des Landes, um die Würde des Königs zu erlangen.
Unter den vielen Grafen, Fürsten, Freiherren und sonstigen Edelmännern, gab es nun schon seit einiger Zeit eine Gruppe von einfachen Bürgern, nachstehend als Schützensektion bezeichnet. Sie waren zwar allesamt stattliche Burschen doch fehlten zur Königswürde meist die nötigen Taler.
So ergab es sich im Jahre 20 nach Gründung der rebellischen Jünglinge, dass sich diese nicht länger der allgegenwärtigen Majestät des Großreiches beugen wollten und beschlossen, einen eigenen König zu bestimmen.
Leicht gemacht wurde diese Entscheidung durch eine neu heranreifende Schar junger Weiber und Kerle – die Jungschützen – welche die Schützensektion in ihrem Bestreben tatkräftig unterstützte.
Zur Entscheidungsfindung, wer König des Jungvolkes, also Jungkönig, sein sollte, bedienten sich die Anwärter einer altbewährten Methode, das Vogelschießen auf einen jungköniglichen Holzvogel.
Und so geschah es, dass Klaus Schwippe (Pelmke) der erste Regent der neuen Dynastie war. Die Freude über den eigenen Herrscher, und auch bei diesem, war so groß, dass bei dem alljährlichen Ball einige Liter mehr von dem wohl berühmtesten aller Biere flossen: dem F-Bier. Als äußeres Zeichen durfte der König für seine Amtszeit die Jungkönigskette tragen.
Auch die Schützen, die durch besondere Treffsicherheit auffielen, wurden neben der ihnen zustehenden Ehre äußerlich belohnt. Diese bekamen für den Abschuss von Apfel, Zepter und Krone Silberschmuck an ihre Uniformröcke geheftet. Und so wurde seither die Königswürde immer wieder neu ermittelt.
Im Jahre 30 nach Gründung der Schützensektion ereignete sich etwas, was zehn Jahre später das bisherige Tun des Königs auf den Kopf stellen sollte. Doch widmen wir uns jetzt erst dem 30. Jahr. In jenem Jahr ergab es sich, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Jungkönige und des Königreiches eine Person aus dem Geschlecht der Weiber die Jungkönigswürde erlang. Ute I. Mende war die sichere Schützin, die sich trotz größter männlicher Konkurrenz durchsetzen konnte.
Als im Jahre 40, also schon der 21. Thronfolger, nach jahrelangem Begehren endlich die Würde an Josef Eilert ging, sollte hier wieder einmal neu reformiert werden.
Diesem gefiehl die Anmut und der Liebreiz der zuvor regierenden holden Weiblichkeit so gut, dass Josef II. Eilert sich kurzerhand in Jutta I. Dahmen eine Mitregentin wählte. Seit diesem Jahr hatten alle Regenten an ihrer Seite einen verlässlichen Mitherrscher, auf den dann auch einige der vielen schweren Aufgaben, die ein König nun einmal hat, übertragen werden konnten.
Wenn auch einige der jungen Rebellen sich das gesamte Jahr in einem fernen Königreich aufhalten, so kommen sie doch alle am Christi Himmelfahrts-Tag wieder zum Nachtkamp, jener Stätte, wo das Ritual an der jungköniglichen Vogelstange Jahr für Jahr auf ein Neues ausgetragen wird.